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ROOMLIGHT

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Wood Object, neon tube, motor

Kuratiert von André Lindhorst & Christel Schulte, Kunsthalle Osnabrück
Stadtgalerie Osnabrück, 2013

Zur Ausstellung Lightroom von Tim Roßberg


Die aktuelle Ausstellung in der Stadtgalerie Osnabrück von Tim Roßberg trägt den Titel "lightroom" und ist eine Kooperation zwischen der Universität Osnabrück und der Stadt Osnabrück. Geziegt werden insgesamt fünf Werkabschnitte. Alle Arbeiten entstanden im Rahmen des Kunststudiums 2012/2013 an der Universität Osnabrück. Im Dezember 2012 erhielt Roßberg den Kunstförderpreis der Kulturstiftung Hartwig Piepenbrock. Der Preis, der 1994 erstmals vergeben wurde, wird jährlich verliehen und dient der Förderung junger Studierenden im Fachbereich Kunst und Kunstpädagogik der Universität Osnabrück. Verbunden mit der Auszeichnung sind Ankäufe der Kunstwerke talentierter Nachwuchskünstler sowie die Ausrichtung einer Präsentation in der Stadtgalerie Osnabrück.

Tim Roßberg hat sich dem Ausstellungsort über unterschiedliche künstlerische Strategien angenähert. Die Ausstellung ist ein Zusammenspiel einzelner künstlerischer Dimensionen: Malerei, Skulptur, Installation und Video greifen dabei ineinander.

Hierzu sagt Roßberg: "Licht und Ton sind mein Material, Video das Medium, der dreidimensionale Raum Träger meiner Bilder. Abstrakte Formen konstruieren die Komposition, die sich vorstellt, um zugleich in Bewegung und Rhythmus wieder zu verschwinden und sich neu zusammenzusetzen."

So begibt sich Roßberg mit der Installation Roomlight auf den Weg einer räumlichen Auseinandersetzung, die gleichzeitig die eigene Arbeit wie den Ausstellungsort künstlerisch neu erschließen will. Großformatige, helle Stoffbahnen dienen der Projektion einzelner Formkompositionen. Sie erwecken über konkrete Formen den Eindruck einer abstrakten Darstellung von Landschaft. In knapp drei Metern Höhe gehängt, verzichtet Roßberg hier, gegenüber seiner Präsentation in der Universität Osnabrück während der Piepenbrock-Preisverleihung, auf eine Begehbarkeit der Arbeit. Der interaktive Aspekt der Installation erzeugt über Quadrate, Rechtecke und Linien einen neuen, imaginären Raum im Raum.

So versteht sich die Ausstellung in der Gesamtheit auch als eine Addition von Einzelwerken, die - verändert der Besucher der Stadtgalerie seine Position - immer neue Eindrücke vor Augen führen.

Die Ausstellung hält unterschiedlichste Rezeptions- und Handlungsangebote vor: Der Besucher der Präsentation, deren zweiter Teil im hinteren Raum der Galerie eingerichtet ist, muss diesen Raum betreten, um die dialogischen Intentionen der Arbeit Roomlight in der Gesamtheit zu erfassen. Hier, im sogenannten Kabinett, sorgt eine Lichtquelle aus einem Quader heraus für wechselnde Lichtmalereien an den Wänden. Immer neue formale und inhaltliche Bezüge der Arbeit kann der Besucher hier entdecken. Vielfache Abfolgen von Bildern aus Licht eröffnen ein komplexes Möglichkeitsfeld für die Wahrnehmung der eigenen Präsenz in einem sich ständig verändernden Raumgefüge.

Text: André Lindhorst & Christel Schulte, 2013



















Pressestimmen zur Ausstellung:

So schwerelos kann Kunst sein: Tim Roßberg zeigt seine Projektionen in der Stadtgalerie

 

Osnabrück. Nur mit Licht malen, Plastiken ohne Körper schaffen – das ist das künstlerische Projekt von Tim Roßberg. Der gebürtige Osnabrücker stellt unter dem Titel „Lightroom“ in der Stadtgalerie aus.


Von Dr. Stefan Lüddemann


 „Lightroom“ hieß auch das Projekt, mit dem der 25 Jahre alte Kunststudent 2012 den Piepenbrock-Kunstförderpreis gewonnen hatte. Tim Roßberg zauberte aus projizierten Lichteffekten komponierte Raumwirkungen auf senkrecht in den Raum gehängte Textilbahnen. Roßberg ließ dafür einen Würfel durch die Dunkelheit tanzen, Gitter aufscheinen oder Streifenmuster an den Textilbahnen auf- und niedersteigen. Mit „Lightroom“ integrierte der Nachwuchskünstler Projektion, Raumkomposition, Objektkunst und in Anklängen sogar architekturale Ideen in einer einzigen künstlerischen Arbeit. Komplex gedacht, elegant umgesetzt – so ist „Lightroom“ jetzt als Video in der Stadtgalerie zu erleben.

Nach Pia Klüver 2011 präsentiert der Ausstellungsraum zum zweiten Mal einen Piepenbrock-Förderpreisträger. Roßberg hat sein Lichtkunstprojekt für die neue Ausstellung ergänzt und variiert. Die geometrischen Muster werden jetzt auf Textilbanner geworfen, die in drei Meter Höhe über den Café-Tischen aufgehängt sind. Besonderer Clou für den Abend der Eröffnung: Der Künstler wirft eine Projektion auch auf die Fassade der Stadtgalerie. Da im Prinzip jede Fläche als Bildträger fungieren kann, sind den Möglichkeiten hier keine Grenzen gesetzt. Roßberg erzielt seine Bildwirkungen mit dem immateriellen Licht. Er erreicht körperhafte Wirkungen, ohne auf die Präsenz realer Körper angewiesen zu sein. Das macht die Faszinationskraft seiner Arbeiten ganz wesentlich aus.

Dass hingegen dafür nicht jeder Kontext taugt, macht die Präsentation im hinteren Raum des Stadtgaleriecafés deutlich. Roßberg hat hier einen mit senkrechten und diagonalen Schnitten versehenen Holzkörper aufgehängt, in den eine Lichtschiene montiert ist. Der Lichtschein wirft nun kunstvoll aufgerasterte Schatten in den Raum. Leider ist dieser Raum gerade nicht der klinisch kühle Kubus, den die Arbeiten Roßbergs fordern. Das reine Licht fällt nun auf raue Wandflächen, Raumausbuchtungen und Heizkörper. Das zerstört jeden Effekt.


Und dennoch: Die Defizite eines Präsentationsortes schmälern nicht die Qualität dieser Position, für die sich der Kunststudent mutig direkt auf Traditionen des Konstruktivismus bezieht. Die Traditionslinie seiner Anregungen zieht er mutig bis zu Kasimir Malewitsch’ berühmten Quadraten durch. Dass dieser Zeitstrahl auch die Experimente mit Lichtkunst von László Moholy-Nagy am Bauhaus streift, verwundert kein bisschen. Ebenso wenig übrigens wie der Bezug zu Friedrich Vordemberge-Gildewart . Pünktlich zum 50. Todestag des Osnabrücker Konstruktivisten erweist Roßberg seinem berühmten Vorbild ungeteilte Reverenz. „Da sehe ich große Parallelen“, sagt Roßberg.
 
Wie Vordemberge-Gildewart zieht es auch den Kunstpreisträger weg von Osnabrück. Nach seinem Bachelor-Abschluss will Roßberg nun an einer Kunsthochschule weitermachen, die Multimedia-Kunst „im größeren Kontext“ bietet. Köln oder Berlin – das sind die Wunschadressen. So gilt die Stadtgalerie-Präsentation auch als Bewerbungsprojekt. Na denn, viel Erfolg.
Osnabrück, Stadtgalerie: Tim Roßberg: lightroom. Videoinstallation und Fotografie. Eröffnung: Freitag, 8. Februar, 18 Uhr. Bis 31. März. Di.–So., 9–18.30 Uhr. www.osnabrueck.de/kunsthalle/stadtgalerie

Quelle: http://www.noz.de/lokales/69404957/so-schwerelos-kann-kunst-sein-tim-roberg-zeigt-seine-projektionen-in-der-stadtgalerie